Zum Inhalt
Home » News » Arbeitsproduktivität in der Schweiz

Arbeitsproduktivität in der Schweiz

Die Schweizer sind ein arbeitsames Völkchen!

Jeder Unternehmer muss bei der Auswahl des Produktionsstandortes auf volks- und betriebswirtschaftlich vorteilhafte Bedingungen achten.

Markteintrittsanforderungen

Eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit erfordert:

  • niedrige Kosten durch
    • motivierte Arbeitnehmer
    • ein flexibles Arbeitsrecht
    • wenig Streiktage und Blaufeiern
  • qualifizierte Mitarbeiter / Tophochschulen
  • adäquate Organisationsmöglichkeiten (Gesellschaftsrecht » unter Linksfinden Sie diverse Links zum Gesellschaftsrecht in der Schweiz)
  • Kaufkraft / hohe Einzelhandelspreise
  • Zahlungsmoral und ein griffiges Vollstreckungsrecht (» mehr Informationen auf Forderungseinzug | forderungseinzug.ch)
  • moderate Besteuerung (» mehr Informationen aufSteuerstandort | steuerstandort.ch)
  • gesunde Volkswirtschaft, stabile Währung und Topbanken mit internationaler Anbindung (» mehr Informationen auf Wirtschaftsförderung | wirtschafts-foerderung.ch und Finanzstandort | finanzstandort.ch)

Begriff

Die Arbeitsproduktivität (english: labour productivity) ist der Quotient aus mengenmässiger Leistung und mengenmässigem Arbeitseinsatz.

Die Arbeitsproduktivität ist zugleich Massstab für die internationale Produktivität eines Landes.

Arbeitsproduktivität Schweiz

Das BFS (Bundesamt für Statistik) legt die Grundlagen gibt die Daten der Arbeitsproduktivität:

„Produktivität – Daten, Indikatoren; Arbeitsproduktivität“

Detaillierte Informationen zur Arbeitsproduktivität der Schweiz finden Sie hier: Bundesamt für Statistik

Berechnung Arbeitsproduktivität Schweiz

Das seco (Staatssekretariat für Wirtschaft) legt die Grundlagen und die Methode der Berechnung der Arbeitsproduktivität offen:

Berechnung Arbeitsproduktivität (PDF, 165 KB)

Tipp:

Hier finden Sie detaillierte Informationen zur Wirtschaftspolitik der Schweiz – Wirtschaftslage, Arbeit, Aussenwirtschaft, Standortförderung etc.: Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

Arbeitsmarktvergleich

Es besteht immer das Vorurteil, die Schweiz sei teuer, nicht nur in den Lebenshaltungs-, sondern auch in den Produktionskosten. Die nachfolgende Uebersichtstabelle widerlegt diese Vermutung:

 

SCHWEIZ

DEUTSCHLAND

USA

FRANKREICH

Arbeitslosen-
quote

2000-2006
(Durchschnitt)

3.5%8.6%5.1%9.2%

Arbeitskosten-
quote

Je Stunde
(Industrie)
in 2005

25.56 €

27.87 € (West)
17.37 € (Ost)

19.27 €21.38 €

Personalzusatzkosten
(Zusatzkostenquota)
in 2005

8.73 €
(52%)

12.20 €
(78%) (West)
6.83 €
(65%) (Ost)

5.96 €
(45 %)
10.31 €
(93%)
KündigungsschutzNeinJaNeinJa

Wochenarbeitszeit
in Stunden (2004)

40.5 Std.

39.9 Std. (West)
38.3 Std. (Ost)

40.0 Std.35.0 Std.

Jahresarbeitszeit
in Stunden (2004)

1852 Std.

1601 Std. (West)
1725 Std. (Ost)

1920 Std.1619 Std.
Tarifvertraglich
organisierte Arbeitnehmer
40%70% (West)20%20%

Die Schweiz weißt statistisch Kosten je Arbeitsstunde (Industrie/2005) von Euro 25.56, Personalzusatzkosten von Euro 8.73 (52%), keinen Kündigungsschutz bei einer Wochenarbeitszeit von 40.5 Stunden bzw. einer Jahresarbeitszeit von 1852 Stunden mit einem Anteil tarifvertraglich organisierter Arbeitnehmer von 40% aus.

Die gleiche Studie hat für Deutschland Arbeitskosten von Euro 27.97 (West) bzw. 17.37 (Ost), Personalzusatzkosten von Euro 12.20 (78%/West) bzw. Euro 6.83 (65%/Ost) bei bestehendem Kündigungsschutz, einer Wochenarbeitszeit von 35.9 Stunden (West) bzw. 38.3 Stunden (Ost) und einer Jahresarbeitszeit von 1601 Stunde (West) bzw. 1725 Stunden  (Ost) mit einem tarifvertraglich organisierten Arbeitnehmeranteil von 70% (West) aus.

Quelle: Otto H. Suhner, in VSUD, Mitteilung 2006/27, Basel, 2006, „Berlin 2006“ – Ein Rückblick

Tipp:

Business Environment Risk Intelligence – BERI S.A. is the private source for comprehensive ratings, analyses, and forecasts for over 140 countries.

Arbeitsmarktsattraktivität

Der Schweizer Arbeitsmarkt ist für Unternehmer wie Arbeitnehmer attraktiv. Die ausbalancierten Rechte und Pflichten bewahren den sozialen Frieden und sorgen trotzdem für Leistungsbereitschaft.

Anziehungskraft

Quelle: IMD World Competitiveness Report 2006

In einer Umfrage des IMD Word Competitivness Report 2006 rangiert die Schweiz (8.49 Punkte) hinter den USA (8.74 Punkte) an zweiter Stelle; Deutschland befindet sich abgeschlagen auf Platz 9 (4.57 Punkte).

Illustration: Flexible Anstellungs- und Entlassungsmöglichkeiten

Quelle: The Global Competitiveness Report 2005-2006

Eine Erhebung von The Global Competitiveness Report von 2005 bis 2006 stuft die Arbeiterflexibilität der Schweiz auf Rang 5 (5.4 Punkte) und Deutschland auf Rang 114 (2.3 Punkte) ein.

Tipps:

Mehr Informationen zum Arbeitsrecht in der Schweiz und zu Kündigung / Entlassung finden Sie hier:

Tophochschulen

Das nachfolgende Balkendiagramm zeigt auf, dass sich die Schweiz beim Pro-Kopf-Rating der Top-Hochschulen in einer Spitzenposition behaupten kann:

Anzahl Top-500 Universitäten pro Million Einwohner

Bezüglich der Hochschulen rangiert die Schweiz hinter Schweden an zweiter Stelle; Deutschland belegt den Platz neun.

Quelle: Academic Ranking of World Universities, Shanghai Jiao Tong University 2005

Weitere Standortfaktoren

Trotz Themenfokus dürfen die anderen Standortaspekte nicht vergessen bzw. vernachlässigt werden. Es sind dies ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Markteintrittsanforderungen

Eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit erfordert:

  • qualifizierte Mitarbeiter / Tophochschulen
  • niedrige Kosten durch
    • motivierte Arbeitnehmer
    • ein flexibles Arbeitsrecht
    • wenig Streiktage und Blaufeiern
  • adäquate Organisationsmöglichkeiten (Gesellschaftsrecht)
  • Kaufkraft / hohe Einzelhandelspreise
  • Zahlungsmoral und ein griffiges Vollstreckungsrecht
  • moderate Besteuerung
  • gesunde Volkswirtschaft, stabile Währung und Topbanken mit internationaler Anbindung

Handelskammer-System

Im Gegensatz zum europäischen Ausland (vgl. Deutschland, Österreich usw.) besteht in der SCHWEIZ keine HK- oder IHK-Zwangsmitgliedschaft.

Beim Export werden die Schweizerischen Unternehmen durch die staatliche osec unterstützt.

Beim Import unterstützen auf Vereinsbasis operierende Handelskammern ihre Mitglieder aus den jeweiligen Stammländern bzw. umgekehrt auch schweizerische Mitglieder beim Export in diese Länder.

Vgl. die Liste der Handelskammern unter www.handelskammern.ch

Fazit

Die Schweiz ist bezogen auf Arbeitsproduktivität und Produktionskosten attraktiv. Dies trifft insbesondere für technologiegetriebene Produkte zu und vielleicht weniger auf rohstoffabhängige Erzeugnisse oder (billige) Massenware.

Die schweizerischen Voraussetzungen schaffen eine Grundlage, die jeder Produktionsstandort suchende Unternehmer prüfen sollte.

Übersicht Lohnnebenkosten

Lohnnebenkosten Schweiz

Direkt lohnabhängige Kosten in % des Lohns für geleistete Arbeit 2010

Lohnkosten:%
Lohn für geleistete Arbeit100,00
  
Im Lohn enthaltene Sozialleistungen: 
Bezahlte Ferientage (20-25 Tage)10,00
Bezahlte Feiertage (ca. 10 Tage)4,20
Bezahlte Kurzabsenzen: (ca. 4 Tage)1,60
Bezahlte Krankheitstage (ca. 6 Tage)2,50
Jahresendzulage (13. Monatslohn)8,30
Total26,60
  
Zusätzliche Sozialleistungen des Arbeitgebers an Versicherungen: 
Alters- und Invalidenvorsorge AHV/IV/EO5,05
Arbeitslosenversicherung ALV1,00
Berufliche Altersvorsorge BVG7,00

Betriebs-Unfallversicherung UVG (inkl. NBU = Nicht-Betriebs-Unfallversicherung

3,00
Familienzulage FAK1,70
Total17,75
  
Die Lohn- und Sozialleistungen pro tatsächlich geleisteter Arbeitsstunde betragen:117,75
Aufgrund des Monatslohns lassen sich die jährlichen Lohn- und Lohnnebenkosten wie folgt ermitteln: (Monatslohn x 13) x 1,18 
  
Zusammenfassung: 
Lohnkosten 100% 
Lohninbegriffene Sozialkosten26,60
Zusätzliche Sozialkosten17,75
Total Sozialleistungen des Arbeitgebers44,35
  
Anmerkung: Diese Angaben (Stand Januar 2010) sind Richtwerte, welche je nach Region, Branche, Unternehmensart, Mitarbeiterstruktur, Gesamtarbeits- und/oder Einzelarbeitsvertrag abweichen können.

Quelle: Jahrbuch Deutschland-Schweiz 2010, Teil B Vademecum 2010, Handelskammer Deutschland-Schweiz.

Lohnnebenkosten Deutschland

Direkt lohnabhängige Kosten in % des Lohns für geleistete Arbeit 2009
 EUR%
Lohn für geleistete Arbeit (1’487,5 h x 20,96 EUR)31’178100,00
Bezahlte Feiertage (ca. 7 Tage)1’0273,30
Bezahlte Urlaubstage (30 Tage)5’05114’10
Zusätzl. Urlaubsgeld (50% d. Urlaubstage)2’2017,10
Bezahlte Krankheitstage (hier: 9 Tage)1’3204,20
Sonstige Ausfall- und Wartezeiten (hier: 2,5 Tage)3671,20
Teil eines 13. Monatseinkommens (55%)1’7555,60
Vermögenswirksame Leistungen (26,59 EUR monatl.)3191,00
Total11’39136,50
   
Durchschnittlicher Bruttojahresverdienst42’569136,50
   
Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung etc.in EUR (bei Bruttolohn 42’569 EUR)in % des Lohns f. geleistete Arbeit
Rentenversicherung (9,95% v. 42’569)4’23613,60
Krankenversicherung (7,0%)3’10810,00
Arbeitslosenversicherung (1,40%)4151,30
Pflegeversicherung (0,98%)4161,20
Berufsgenosschenschaft und Umlage für Konkursausfall (1,9%)8092,60
Total9’16329,40
   
Zuschlag für direkt lohnabhängige Kosten 65,90
   
Weitere gesetzliche oder tariflich bedingte Kosten wie z.B. Datenschutbeauftragte, Schwerbeschädigten-Ausgleich, Kontoführungsgebühr, Betriebsarzt, Sicherheitsingenieur etc. 3,50
   
Kalkulatorischer Zuschlag für direkt und indirekt lohnabhängigke Kosten 69,46
   
Auf EUR 1,- Lohn kommen danach weitere EUR 0,69 an lohnunabhängigen Kosten.
   
Anmerkung: Diese Angaben beziehen sich auf den deutschen Maschinenbau und sind vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau e.V. (VDMA), Frankfurt/M., zusammengestellt.

Quelle: Jahrbuch Deutschland-Schweiz 2010, Teil B Vademecum 2010, Handelskammer Deutschland-Schweiz.

Checkliste: Arbeitsrecht als Standortfaktor

Arbeitsrecht als Standortfaktor

Für eine nachhaltige Prosperität von Unternehmen entscheidend sind folgende Faktoren der Rechtsordnung des Wirtschaftsstandortes (hier der Schweiz):

  • Mitarbeiter
    • qualifizierte Arbeitnehmer
    • in genügender Anzahl
    • Mitarbeiterzufriedenheit
    • Mitarbeitermotivation
  • Recht
    • Rechtssicherheit
    • Rechtsflexibilität
      • Gestaltungsmöglichkeiten
      • Umgestaltungsmöglichkeiten
    • Möglichkeit für Unternehmen, die Rechtsbeziehungen mit den Arbeitnehmern vorteilhaft zu gestalten
      • Frage des Arbeitsrechts » arbeits-recht.ch
      • Frage der Vertragsfreiheit
      • Frage des gesamten rechtlichen Umfeldes
  • Arbeitsrecht
    • Kein selbständiger Erlass
      • Anwendung allgemeinen Vertragsrechts
      • aber Regelung als eigene Vertragsart
    • Arbeitnehmerschutzbestimmungen auf alle Arbeitsverträge anwendbar
      • Keine Unterschiede nach Funktion
      • Keine Unterschiede nach Aufgabenbereich
    • Keine staatlich festgesetzten Mindestlöhne
    • Kündigungsfreiheit » kuendigung-arbeitsvertrag.ch
      • Nicht auf eine bestimmte Dauer eingegangene Arbeitsverhältnisse können von einer Vertragspartei grundsätzlich gekündigt werden
      • 1. wichtiger Aspekt für Unternehmen
        • Bereitschaft, Arbeitsplätze da zu schaffen, wo sie auch wieder einfach abgeschafft werden können
        • Nachteil: Arbeitnehmer können relativ einfach den Arbeitgeber wechseln
    • Kündigungsschutz
    • Kollektives Arbeitsrecht
      • Gesamtarbeitsverträge (GAV)
        • Bestimmung der orts- und berufsüblichen Lohn- und Arbeitsbedingungen
        • Möglichkeit der Allgemeinverbindlicherklärung
      • Gleichbehandlung ausländischer Arbeitnehmer
    • Umstrukturierung
    • Mitwirkungsrecht
      • Mitwirkungsgesetz (SR 822.14)
      • Arbeitsgesetz (SR 822.11)
      • Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG; SR 831.40)
      • Konsultationsrecht bei Umstrukturierung nach Fusionsgesetz (SR 221.301)
      • 2. wichtiger Aspekt für Unternehmen
        • Keine Vertretungsrechte in den Unternehmen
    • Gute Beurteilungsmöglichkeit der sich bewerbenden Arbeitnehmer über das Arbeitszeugnis » Arbeitszeugnis | arbeitszeugnis.ch
  • Fazit
    • Das ausgewogene Arbeitsrecht führte zu einer verlässlichen Sozialpartnerschaft
    • Praktisch keine Arbeitskonflikte (Streik oder Aussperrung)
    • Folge: zuverlässig hohe Produktivität.

Der Inhalt dieses Artikels war vorher unter der Domain www.arbeitsproduktivitaet.ch veröffentlicht

Zuletzt aktualisiert am: 17.02.2011