Der kantonale Wirtschaftsindikator (KWI) wird jedes Jahr von der UBS AG erstellt und beurteilt die Wettbewerbsfähigkeit jedes einzelnen Kantons. Insbesondere geht es darum, die aktuelle und zukünftige Wirtschaftskraft zu betrachten und somit das Wachstumspotential vorauszusehen.
Der KWI 2014 zeichnet ein für die Schweiz als Volkswirtschaft und als Standort grundsätzlich positives und im eidgenössischen Vergleich gleichzeitig kein überraschendes Bild: so ist die Schweizer Wirtschaft 2013 um 2% gewachsen. Dies entspricht rund dem Durchschnittswert des vergangenen Jahrzehnts und bildet im internationalen Vergleich mit westlichen Industrieländern (Volkswirtschaften mit hohem Rohstoffanteil ausgenommen) den Spitzenwert. Der innerschweizerische Vergleich ist geprägt durch die wirtschaftsstarken Kantone der Deutschschweiz, welche von Basel über die Innerschweiz nach Zürich eine eigentliche Wachstumsschiene bilden.
Internationale Spitzenplätze
Die Basis für die gute Performance bilden die im internationalen Vergleich tiefen Steuern für Unternehmen und Privatpersonen, die politische und rechtliche Stabilität sowie das überdurchschnittliche Bildungsniveau und der ausgeprägte Innovationsgeist. Die letzten zwei Aspekte werden durch die hervorragenden Positionen in internationalen Rankings unterstrichen; so zählen die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich (ETH) und Lausanne (EPFL), die Universität Zürich und die Universität St. Gallen zu den besten Hochschulen. Gleichzeitig führt die Schweiz den Global Innovation Index 2013 der WIPO und INSEAD weiterhin an (http://www.wipo.int/pressroom/en/articles/2013/article_0016.html) und präsentiert sich einmal mehr als das innovativste Land der Welt.
Dies weist auch auf die grosse Qualität der Schweiz hin: Die immer als Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bezeichneten Klein- und Mittelunternehmen (KMUs). Unzählige Start-ups werden in der Schweiz mit Hilfe der Hochschulen, Stiftungen, des Bundes und sogenannten Technoparks gegründet bzw. als Spin-offs ausgegliedert. Start-ups und Spin-offs können dank der hervorragenden Vernetzung von Investoren und Sponsoren profitieren.
Alles Gold was glänzt?
Das Resultat des KWI 2014 lässt jedoch nicht beruhigt schlafen und in die Zukunft blicken, denn was heute noch gut funktioniert, kann morgen bereits untergegangen sein. Dies zeigt auch der Umstand, dass der Kanton Zürich in den letzten zehn Jahren vergleichsweise nicht so stark wachsen konnte; die Finanzkrise und die Abhängigkeit vom Bankensektor haben ihren Teil dazu beigetragen. Dennoch, dank Diversifikation, Innovation und hoher Dichte an Know-how konnte dieses Defizit ausgeglichen werden.
Auch stehen der Schweiz einschneidende Änderungen bevor, welche das Wirtschaftswachstum massiv eindämmen können: Die Abnahme der Erwerbsbevölkerung, die Auswirkungen der Masseneinwanderungsinitiative und die Unternehmenssteuerreform III.
Die UBS AG geht davon aus, dass die Geburtenrate bis 2025 negativ sein wird, gleichzeitig wächst die Anzahl der Pensionierten. Wahrscheinlich kann dieser Problematik nur mit der Erhöhung des Rentenalters begegnet werden. Die vom Souverän angenommene Masseneinwanderungsinitiative hat im In- und Ausland Verunsicherung ausgelöst. Dies spürt die Schweiz sowohl durch den Druck der EU, aber auch durch die innscherschweizerische Angst vor den möglichen Folgen. Welchen Einfluss die Annahme der Initiative schliesslich haben wird, ist nicht voraussehbar; so könnte sich de facto auch nichts ändern. Der Druck der EU und der Umstand, dass die Schweiz dadurch für Unternehmen weniger interessant sein könnte, lassen sich zum heutigen Zeitpunkt jedoch nicht vorhersehen. Unwägbarkeiten schafft auch die bevorstehende Unternehmenssteuerreform III, welche die Steuerprivilegien der Holding-, Domizil- und gemischten Gesellschaften aufgrund des internationalen Drucks abschaffen will. Selbstverständlich können auch diese (negativen) Auswirkungen eingeschränkt oder abgewehrt werden. Eine Herausforderung bleiben sie aber allemal.
Eigene Stärken stärken
Die UBS AG benennt im KWI 2014 die „10 Säulen der Wettbewerbsfähigkeit“, auf welchen auch der interkantonale Vergleich basiert. Insbesondere Diversifikation, Innovation, Erreichbarkeit, Humankapital und Arbeitsmarkt sprechen weiterhin für eine positive Entwicklung der Schweizer Volkswirtschaft. Selbstverständlich ist das Wachstumspotential von den Voraussetzungen und der Fokussierung der einzelnen Kantone abhängig. So sind beispielsweise die Kantone Obwalden und Appenzell Innerrhoden überdurchschnittlich gewachsen, finden sich aber dennoch im hinteren Teil der Rangliste wieder. So müssen diese Werte, bzw. die Reihenfolge eingehender betrachtet und die einzelnen Gegebenheiten miteinbezogen werden. Auch leiden einige Kantone immer noch an der Deindustrialisierung, was sich weiterhin negativ auf ihre Performance auswirkt.
Die Schweiz und die einzelnen Kantone finden sich derzeit in bewegten Gewässern wieder und müssen in den kommenden Jahren vermutlich manchen Eisberg umschiffen und Sturm überstehen. Der sicherste Weg wird die konsequente Stärkung und die Rückbesinnung auf die eigenen Stärken sein.
Weiterführende Informationen:
Kantonaler Wirtschaftsindikator 2014, UBS AG CIO WM Research
Medienmitteilung UBS AG „Wachstumsdreieck Basel-Zürich-Zentralschweiz“ vom 4. März 2014 | ubs.ch
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